Hits der 70er

Viele Hits der 70er wurden in deutscher Sprache gesungen und erlangten große Beliebtheit in Deutschland. Wir spielen sie, die Hits der 70ziger Jahre

Die 70ziger Jahre waren geprägt von der Hippiebewegung, die von den USA nach Europa schwappte. Mit Schlaghosen, sowie Stirnband und Jesuslatschen war jeder Mann ausgestattet, der von sich etwas hielt, um die Frauenwelt zu beeindrucken. Die Damen geizten nicht mit ihren Reizen und zeigten Po und Beine mit den salonfähig gewordenen Hotpants. Lederjacken waren der letzte Schrei und Schuhe mit Blockabsatz zeichneten den Weg für viele darauffolgende Generationen.

Zum Beispiel: Waterloo
Dancing queen
Mama Mia – Abba
Living Next Door To Alice – Smokie
YMCA Village People
Bonnie Tyler – It’s A Heartache
Stumblin in – Suzy Quatro/Chris Norman
Rose Garden Lynn Anderson
John Paul Young – Love Is In The Air
Moviestar – Harpo
Im Wagen Vor Mir – Henry Valentino Mit Uschi
Eine Neue Liebe Ist Wie Ein Neues Leben – Jürgen Marcus
Hits der 70ziger

hits70ziger
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Songs, die im Gedächtnis blieben, ob man das nun wollte oder nicht: In „Die 70er – Der Sound eines Jahrzehnts“ führt der Musikjournalist Ernst Hofacker durch den facettenreichen Pop der siebziger Jahre.

Das Jahrzehnt, das sich popkulturell am tiefsten ins Gedächtnis eingeschrieben hat, sind die achtziger Jahre. Sie waren das Zeitalter der Superstars, der Bildgewalt von MTV und der griffigen Popsongs, die bis heute – ob freiwillig oder nicht – jeder kennt. Hitradiostationen, das Fernsehen, Musikclubs sind voll davon. Das vielfältigere, experimentellere und in der Breite aufregendere Jahrzehnt aber waren die Siebziger. Man braucht nur die Albumtitel aufzulisten und bekommt eine Ahnung davon, wie abwechslungsreich sie klangen: „Tago Mago“, „Dark Side Of The Moon“, „What’s Going On“. „Natty Dread“, „London Calling“ oder „Saturday Night Fever“. Sie wurden zur „vielleicht fruchtbarsten Phase der modernen Popmusik“, schreibt der Musikjournalist Ernst Hofacker in seinem Buch über „Die 70er. Der Sound eines Jahrzehnts“.
<quelle: F.A.Z.

Aus dem Vorhaben, die sozialen, politischen, wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Hintergründe der popmusikalischen Entwicklung zu beleuchten, ist eine mitreißend geschriebene Chronik dieser Epoche geworden. „Als das Jahrzehnt begann, waren die hochfliegenden Träume der Sixties geplatzt, an die Stelle ihres bilderstürmenden Optimismus war weitgehende Desillusionierung getreten“, schreibt Hofacker. Anders als zu Sergeant-Pepper-Zeiten sei der Ton aggressiver geworden, Fortschrittsskepsis und Umweltschutz, die Demokratisierung der Bildungschancen waren prägende Themen des Zeitalters, für dessen Charakterisierung Tom Wolfes Zitat von „The Me Decade“ herhält. „Pop spiegelte all das wider“, so Hofacker, „nicht immer konkret und in Songtexten, meistens reichte es auch, wenn er die emotionale Textur um sich herum aufnahm.“
Hofacker, der seit rund zwanzig Jahren etwa für „Soundcheck“, „Bravo“ und „Musikexpress“ schreibt und mehrere Bücher veröffentlicht hat, zeichnet in der Tradition des erzählerischen, soziologisch erklärenden Musikjournalismus, der nahezu ausgestorben ist, Entwicklungen anhand ihrer Protagonisten nach. Bewusst grenzt er sich von Verklärungen in oberflächlichen Rundfunkformaten ab. „Ihre spirituelle Kraft, ihre Faszination, ihren historischen Impuls“ könne Musik nur in ihrem zeitlichen Kontext entfalten.


Für jedes Jahr eine Besonderheit

Sein Kunstgriff, der ihn durch die Epoche führt, ist es, für jedes Jahr eine Aufnahme, ein Ereignis oder eine Figur herauszugreifen und an ihr die musikalische Dynamik zu erklären. Dabei gräbt er tief in der Geschichte, um die Wurzeln eines Stils (Reggae, Glam, Disco) zu ergründen. En passant dokumentiert er, wie Los Angeles mit seinen „archetypischen L.A.-Cowboys, die ihr goldenes Koks-Löffelchen am Goldkettchen um den Hals trugen“, London als globale Popmetropole ablöst. Aus dem „break on through“, das Jim Morrison in den Sechzigern herausposaunt hatte, oder dem „tear down the walls, motherfucker“ der Jefferson Airplane ist ein anderes Motiv geworden: Zu Beginn der siebziger Jahre tat sich ein neues Terrain auf. „Das Leitmotiv hieß jetzt: Unbekannte Welten erkunden!“ So machten sich Fans mit Led Zeppelin, Deep Purple, Pink Floyd, Yes auf zehn- bis zwanzigminütige Reisen in Phantasiewelten.
Led Zeppelin spielen „Black Dog“, live im Madison Square Garden 1973 Video: Led Zeppelin / Youtube

Weibliche Rockstars wurden zur eigenen Marke

Mit genauem Blick beobachtet er, wie sich in den Siebzigern das Frauenbild verändert. Eine der Pionierinnen war die Funk-Sängerin Betty Davis, die eine Persona der hyperpotenten schwarzen Superamazone erfand und nach nur drei Platten an den Ansprüchen der Industrie scheiterte, die softe Kätzchen vermarkten wollte. Oder die Stars der New Yorker Punk-Ära: Debbie Harry und Patti Smith. Chrissie Hynde, Musikjournalistin und Pretenders-Sängerin, wird mit der Aussage zitiert, Punk habe sich dadurch ausgezeichnet, „dass sexuelle Diskriminierung in dieser Szene nicht existierte“. So wurde möglich, dass weibliche Rockstars ihre eigene Marke kreierten: „Debbie Harry und Patti Smith aber sangen nun davon, was sie tun würden.“

Mehr zum Thema„Die 70er“ hebt sich von der verbreiteten selbstverliebten oder semiotischen Popbeschreibung ab. Punk ist bei Hofacker ein Phänomen, das sich zwischen grassierender Inflation, dem Aufstieg Margaret Thatchers und dem Vermarktungsgeschick Malcolm McLarens bewegt. Krautrock deutet er als Versuch der Selbstbehauptung zwischen internationaler Bewunderung und einheimischer Ignoranz. Und Hiphop ist eine neue Ausdrucksform diskriminierter Bevölkerungsgruppen, in der erstmals schon geschaffene Musik zum Material wird. Hofackers Geschichtsschreibung ist das Gegenmodell zu kontextlosen Nostalgieshows in Radio und Fernsehen. Sie zeigt, welche Schätze im Pop verborgen sind. Es ist ein bewährtes Modell. Vielleicht haben Autor und Verlag ja Lust, auch die anderen Jahrzehnte seit der Geburt des Pop zu traktieren.Ernst Hofacker: „Die 70er“. Der Sound eines Jahrzehnts. Reclam Verlag, Ditzingen 2020. 350 S., Abb.,